Gebrüder Jacob, Gera
In Gera/Thüringen gründeten die Gebrüder Jacob 1869 ihre Maschinen– und Werkzeugfabrik. Nur Nähmaschinen für die textilverarbeitende Industrie wurden produziert und insgesamt 18 verschiedene Typen, alles Kettenstichmaschinen, beinhaltete das Programm. Aufgelistet sind dabei 4 unterschiedliche Ausführungen der
Kuppel–Nähmaschine
(Heftmaschine oder Naßnäher), gefolgt von eine ganzen Reihe Nähmaschinen mit der Bezeichnung "Standard" (und einer Nummer). Diese waren zum Teil, ihrer Bestimmung nach, für leichte Heftarbeiten geeignet, oder fanden Verwendung in der Hut–, Strohhut oder Mützenfabrikation. Eine Hand voll weiterer Sondermaschinen rundeten letztendlich das Programm der Gebr. Jacob ab.
Zeitweilig gab es sogar mit der "Original Express" eine 19. Maschine im Programm. Diese Haushaltsnähmaschine war aber wohl nur ein Überbleibsel des um 1920 übernommenem NM Herstellers Lappe & Co aus Göttingen.
Alle auf dieser Seite vorgestellten Gebr. Jacob Maschinen benutzen die Modellbezeichnung "Standard" mit einer im römischen Stil gekoppelten Nummer. Die gelistete "Standard" Reihe der Maschinen– und Werkzeugfabrik beginnt erst mit der Nummer "IV" und endet mit der Nummer "XIV". Nach den technischen Angaben sind nur die Modelle "Standard IV, V und VI" als normale 1–fädige Kettenstich Maschinen nach Willcox & Gibbs für leichte Heftarbeiten in der Textilindustrie ausgewiesen, was nun genau auf meine Gebr. Jacob Maschinen zutrifft.
Da diese Angaben aber nicht näher definiert sind, geht meine Vermutung dahin, das mit dem Typ "Standard IV" das einfachste (und vielleicht auch günstigste) Modell der "Willcox & Gibbs" Reihe bezeichnet ist. Bei der Klasse "Standard V" könnte es sich dann um eine technisch aufwendigere Version, oder um die Handmaschine handeln. Gewiss ist aber, das es sich bei "Standard VI" um ein vergrößertes Modell der Willcox & Gibbs Kettenstich Maschine handelt, so wie sie hier unten gezeigt ist.
"Standard IV" | ||
Serien Nr.: | 5120 | |
Baujahr: | ca. 1895 | |
Bemerkung: | sehr schön erhaltener Nachbau der Willcox & Gibbs 1-Faden Kettenstich Maschine mit typischer Glasscheiben-Fadenspannung. |
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Persönliche Notiz:
Für eine Nähmaschine, die eigentlich aus dem gewerblichen Sektor kommt, ist sie noch sehr schön erhalten.
Als Nachbau der aus Amerika kommenden Willcox & Gibbs Kettenstich Maschine, gleicht sie stark ihrem Vorbild, was (natürlich) die Technik, die sehr ähnlichen Verzierungen und auch die Glasscheiben-Fadenspannung betrifft.
Die Willcox & Gibbs Nähmaschine war aber für den Haushalt bestimmt und wurde schon Ende der 1870er Jahre von der "Automatic" Version (geänderte automatische Fadenspannung) ersetzt.
"Standard V" (Hand NM) | ||
Serien Nr.: | 6430 | |
Baujahr: | ca. 1900 | |
Bemerkung: | Nachbau der Willcox & Gibbs Kettenstich NM, mit Handkurbelantrieb und ganz eigensinniger Stichlängenverstellung. |
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Persönliche Notiz:
Als "Bausatz" konnte ich diese Gebrüder Jacob – "Standard V" (Willcox & Gibbs Typ Hand–NM) erwerben und ich weiß jetzt auch, warum. Der Vorbesitzer wollte sie wohl aufbereiten und hatte sie deshalb schon teilzerlegt,
aber er verzweifelte anscheinend an der Nadel– und der Presserfußstange. Die waren nämlich noch montiert, wobei man eigentlich sagen muss, sie waren schon mit dem Rahmen "verwachsen". Sie saßen völlig fest und ließen sich nicht einen Millimeter bewegen.
Das Austreiben derselben erwies sich auch als fast unmöglich, aber die Maschine sollte, oder musste gerettet werden.
Für mich ist der Transporteurmechanismus das wichtigste an ihr. Angetrieben wird der Mechanismus per Zahnrad, welches auf der "Hauptwelle" hinter dem Kesttenstichgreifer positioniert ist.
Beim Betrieb der Maschine treibt dieses Zahnrad ein, in einer passenden Aussparung des Rahmens gelagertes, weiteres Zahnrad an. Dieses Zahnrad nun ist so ausgearbeitet, das dort quer ein justierbarer Schlitten mit einer Klemmschraube, die durch einen Stutzen,
der die Achse zur Aufnahme des Schiebepleuels bildet, festgestellt werden kann. Je weiter dieser Stutzen (die Achse) vom Mittelpunkt des Zahnrades entfernt justiert wird, desto größer ist dann die eingestellte Stichlänge.
Der Schiebepleuel in Verbindung mit der eigentlichen Aufnahme des Transporteurs sorgt also für seinen Weg, während das Auf und Ab durch einen Exzenter auf der Hauptwelle gesteuert wird. Mit dieser Konstruktion, wo man sich nicht auf auf eine Federkraft für die
Nullstellung des Transporteurs verlassen muss, bietet diese Bauweise eine erzwungene sichere Kontinuität des Stoffstransports. Genau wegen dieser Besonderheit sollte die Gebr. Jacob NM auch in meine Sammlung kommen. Heute läuft die Maschine wieder einwandfrei :–)
"Standard VI" | ||
Serien Nr.: | 3251 | |
Baujahr: | ca. 1890 | |
Bemerkung: | vergrößerte Willcox & Gibbs 1-Faden Kettenstich Variante. |
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Persönliche Notiz:
Dieser einfache Willcox & Gibbs Nachbau, die "Standard VI" der Gebr. Jacob, ist eigentlich nichts besonderes. Sie hat wohl gut funktioniert und weist deshalb auch entsprechende Gebrauchs– und Altersspuren auf.
Nichts Besonderes ist dann aber auch nicht richtig, weil sie gegenüber der ihr technisch ganz ähnlichen "Standard IV" schon ein Riese ist, wie es das letztes Bild oben deutlich zeigt. Während die "Standard IV" eine gängige Höhe für diesen Typ von 172 mm bis
Oberkante gebogenem Rahmen und ein Gewicht von 4,0 kg aufweist, beträgt die Rahmenhöhe bei der "Standard VI", an vergleichbarer Stelle gemessen, stolze 225 mm und ihr Gewicht liegt bei ca. 7,0 kg.